Schlagwort: Räuchern

Bunte Herbstblätter

Jetzt ist er also wirklich da, der Herbst! Weil das Wetter aber so unterschiedlich war, ist vieles, was um diese Jahreszeit zu tun wäre, schon erledigt… Im Garten leuchten die Herbstblumen allerdings jetzt um die Wette – eine wahre Augenweide!

Wir schreiten auf die Herbst-Tag-und-Nachtgleiche zu: am 21.9. ist es so weit! Man nannte diese Zeit auch „Mabon„. Es ist eine sogenannte „Schwellenzeit“: das Jahr beugt sich nun in Richtung des dunklen Teils – der Winter naht bald. Aber noch ist es ja nicht so weit und wir können uns an wunderschönen Herbsttagen erfreuen…

Wir befinden uns in der Zeit des Erntedankes – rundum finden Erntedankfeste statt. Und es ist wirklich Zeit, für die Fülle, die uns der vergangene Zeitabschnitt geschenkt hat, zu danken!

Aber zurück zu Mabon: wer oder was war das eigentlich? Mabon war der Sohn der keltischen Muttergöttin Modron, die als Erdenmutter betrachtet wurde. Interessantes dazu können Sie auch auf einer anderen Internetseite lesen (klick!). Und auch hier gibt’s Interessantes dazu (klick!).

Ich finde, es ist eine gute Zeit, sich mit einem Räucherritual auf diese Zeitenwende einzustellen. Dazu mische ich gerne Johanniskraut (um das Licht mitzunehmen), Beifuß als Schutzpflanze, sowie – neben Weihrauch und Myrrhe, die bei mir nie fehlen dürfen – mit einigen im Sommer gesammelten Pflanzenteilen. Wir räuchern mit dieser ganz persönlichen Mischung im und um das Haus und den Garten. Probieren Sie’s doch auch – Sie werden merken, dass Sie diese Veränderung besser verkraften und duften tut’s nebenbei auch noch!

Viel Vergnügen in den kommenden bunten Tagen!

In den Kräutern ist die ganze Kraft der Welt

… derjenige, der ihre geheimen Fähigkeiten kennt, ist allmächtig (Altindische Weisheit)

Viele Geschichten gibt es rund um Wildkräuter zu erzählen, einige davon hören Sie bei unseren Kräuterwanderungen und Workshops…

Früher wurden Kräuter aus Sorge um Leib und Leben, aber auch um Haus und Hof, um alles, was mit dem täglichen Leben zu tun hat, verwendet. Man erhoffte sich von den Pflanzen Hilfe gegen Schäden, mit ihrem Rauch sollte der Himmel gnädig gestimmt werden, und vieles anderes mehr.
Man sammelte Kräuter immer zu bestimmten Jahreszeiten, um ihre besondere Heilkraft zu nutzen. Als Beispiel möchte ich hier nur einmal die Johanniskräuter nennen, die um die Zeit vom 24. Juni blühen und gesammelt werden, wie beispielsweise der Quendel, Arnika, die Schafgarbe und natürlich auch das Johanniskraut selbst.

In wenigen Wochen steht der Frühling nun wirklich vor der Tür! Die Tage werden ja bereits wieder merkbar länger und das Leben macht viel mehr Freude, als in der dunklen Winterzeit. Der Garten sendet an so manchem Tag bereits ein fröhliches Lebenszeichen aus und mit jedem Sonnenstrahl möchte man schon im Freien werkeln.

Für die Wohnräume ist jetzt eine Räucherung sehr empfehlenswert. Mit diesem kleinen Ritual reinigen Sie Ihr Zuhause vom „Mief“ des Winters und bringen Frische und neue Kraft in Ihre Räume. Folgende Mischung hat sich dabei recht gut bewährt:

Mischung 2Je 1 Messerspitze Pfefferminzblätter, Salbei, Rosmarin, Lavendel, 1-2 Wacholderbeeren, 2-3 Körnchen arabischer Weihrauch und 1 kleines Stückchen Fichtenharz geben wir in den Mörser, gut zerkleinern und damit die Räume räuchern. Der Duft ist frisch und vertreibt  den Winter!

Lassen Sie es sich gut gehen!

Beifuß

Artemisia vulgaris – so der botanische Name für den Beifuß – ist bei uns gerade in der Blüte, der aktuellen Hitze zum Trotz. Ich verwende den Beifuß gerne für so allerlei, vom Schutzkranz bis zum Räuchern, aber nicht nur dafür ist er hilfreich.

Ich habe hier einen Auszug aus meinem Buch „Pflanzen und Elemente“ (erschienen 2013 im Freya-Verlag) für Sie zusammengestellt – das komplette Kapitel lesen Sie bitte im Buch nach…

Die Farbsignatur des Beifuß, das ungewöhnliche Slbergrau seiner Erscheinung, führt zum Saturn. Beifuß wärmt und ist durchblutungsfördernd. Sein Wurzelstock ist lang, hart und holzig. Dieses „Verankern“ weist uns auf das Element Erde hin. Wegen seiner Form und der wärmenden Yang-Eigenschaft ist er aber auch dem Element Feuer zugeordnet. Dies ist kein Widerspruch, denn Feuer und Erde ergänzen sich hervorragend: durch das Feuer entsteht schließlich Asche und aus der Asche wird wiederum Erde…

Der Beifuß, ein Korbblütler (Asteraceae) gedeiht auf so gut wie jedem Boden. In vergangenen Zeiten wurde er dazu verwendet, aufziehende Gewitter mit seinem Rauch zu schwächen oder zu neutralisieren.
Beifuß kann eine Höhe von bis zu 2,5 m erreichen. Seine Blätter sind doppelt gefiedert: auf der Oberseite sind sie dunkelgrün, auf der Unterseite silbrig und mit einem zarten weißen Flaum versehen. Der „Wilde Wermut“ bildet im Spätsommer unscheinbare, grau-gelbliche Blüten aus, die in Rispen an den langen Stängeln stehen.

Beifuß vor der Blüte

Beifuß vor der Blüte

Der botanische Name „Artemisia“ findet sich bereits bei Dioskurides und bei Plinius. Man nimmt an, dass er auf die Göttin Artemis hinweist, die als Geburtshelferin von den Frauen angerufen wurde. …

Duftkissen gegen Menstruations- und Unterleibsbeschwerden:
Man füllt ein Säckchen mit getrocknetem Beifußkraut. Bei krampfartigem Bauchweh legt man sich für ca. 15 Minuten mit dem Kopf auf das kleine Kissen und schnuppert den Beifußduft ein. Durch diesen Duft verschwinden die Beschwerden relativ rasch.

Beifuß-Tinktur
3 g frische Beifußblätter werden in 100 ml Alkohol (70%ig) angesetzt. In die Morgensonne stellen und ab und zu gut durchschütteln. Nach 4 Wochen abseihen und die Blätter sanft auspressen. Müde Füße, mit einigen Tropfen abgerieben, werden rasch wieder munter. Wirkt auch gegen kalte Füße.

Vom Beifuß gibt es ein ätherisches Öl, das allerdings mit Vorsicht eingesetzt werden sollte, da es einen relativ hohen Anteil an Thujon (Monoterpenketon) besitzt, der es vor allem für Schwangere, kleine Kinder und Epileptiker ungeeignet macht. Man verwendet es für eine Massagemischung bei Durchblutungsstörungen an den Beinen und bei Gelenks- und Gliederschmerzen.

Das Hydrolat riecht sehr angenehm, besitzt einen durchschnittlichen pH-Wert von 4,4 und lässt sich für Fußbäder als Vorbeugung gegen Erkältungen einsetzen, da es den Körper erwärmt. Kontraindiziert ist dieses Fußbad allerdings bei starken Blutungen! (Siehe auch mein Buch „Hydrolate – Sanfte Heilkräfte aus Pflanzenwasser“.)

Beifußkraut wird sehr gerne zum Räuchern verwendet …. mehr darüber bei unserem Workshop „Räuchern“ im November!

Bei Fragen zum Thema schreiben Sie mir bitte ein E-Mail an ingrid@kraeuterkraftkreis.at.

Räuchermischungen

Immer wieder werde ich gefragt, was ich denn für Räuchermischungen für die Raunächte vorbereite… Kurt und ich stellen jeweils Mischungen für die Monate des kommenden Jahres her und in jeder Raunacht wird dann eine davon verräuchert…

Räucherwerk1In unseren beiden Räucherkoffern und in zahlreichen braunen Papiertüten bewahren wir die Materialien für unsere Räucherungen auf und dann wird – großteils intuitiv – die jeweils passende Mischung hergestellt.

Empfehlenswert ist es dabei, sich ein Thema für den vorgesehenen Zeitraum zu überlegen, beispielsweise verknüpft mit einem besonderen Wunsch für den entsprechenden Monat. Diese Themen können sehr vielfältig sein, ebenso wie es ja wir selbst auch sind. Immer jedoch ist die jeweilige Mischung auch mit der Bitte um Frieden und Gesundheit versehen.

Das Mischen ist eine sehr meditative Angelegenheit. Wir hören dazu manchmal auch ruhig fließende Musik, immer aber bereiten wir uns darauf entsprechend vor: ohne Einstimmung auf das Thema würden wir keine Mischungen herstellen wollen…

Mischung 2Die oben abgebildete Räuchermischung besteht beispielsweise aus Myrrhe, rosa Schafgarbe (vom Stuhleck), Weihrauch arabisch, Bergwacholder (Plattenalm), Gewürznelke, Copal weiß und Beifuß.

Eine andere „Lieblingsmischung“ besteht aus Dammar, Mandarinenschale, Weihrauch arabisch, Benzoe, Ringelblumensamen, Flechten (Plattenalm), Kamille römisch, Rosmarin und Rosenknospen.

Mischung 1Die Mischung auf dem Bild ist bereits angemörsert. Je feiner die Bestandteile gemörsert sind, umso besser lassen sie sich dann räuchern.

Hier noch zwei weitere Mischungsbeispiele:

Zitronenthymian, Erika, Mädesüß, Arnikablütenblätter, süßer Weihrauch (Olibanum del Slam), Mariengras, Weihrauch aus dem Oman, Orangenblüte und Galgant.

Beifuß (vor allem Blüten), Myrtenbeeren, Rainfarn, Eichenblatt, Goldrute, Cistrose, weißer Salbei, Weihrauch, Rosenknospen und Fichtenharz.

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Kräuter fürs Räuchern

Kräuter fürs Räuchern kann man das ganze Jahr sammeln. Aber was jetzt gerade aktuell möglich ist? Auch in dieser vorwinterlichen Zeit finden wir noch so manches, das wir zum Räuchern verwenden können:

  • Baumschwämme, beispielsweise, die als Zunderschwamm dienen können.
  • Nadeln von Tanne, Fichte, Schwarzkiefer.
  • Rindenstückchen – gerade jetzt im Winter werden viele Bäume gefällt, da ist schon so manches Rindenstück in meinen Korb gewandert…
  • Manchmal findet man auch noch etwas Baumharz – bitte ganz vorsichtig abnehmen, damit das darunterliegende Holz nicht beschädigt wird!
  • Samen von verschiedenen Pflanzen – beispielsweise findet man jetzt bei uns oftmals noch Samen von der Waldangelika.
  • Hagebutten
  • und vieles mehr.

RauchzeichenIch schneide jetzt oftmals auch noch gerne Salbei und Beifuß in meinem Garten. Sie sollten allerdings alles Pflanzenmaterial vor dem Verräuchern auf einem Tablett, das Sie mit Küchenrolle belegen, ausbreiten und antrocknen lassen, damit eventuell noch darauf vorhandenes Kleingetier die Flucht ergreifen kann.

Alles nach dem Trocknen in Papiersäckchen oder Schraubverschlußgläser füllen und je nach Anlaß dann die Räuchermischung herstellen.

Um die dunkle Jahreszeit zu erhellen, empfiehlt sich eine Kräutermischung mit Sonnenpflanzen herzustellen. Mein liebstes Dezember-Rezept fürs Räuchern:

Johanniskrautblüten
Wacholderbeeren und -nadeln
Fichtenharz
Salbeiblätter
Angelikasamen
Rindenstückchen von Nadelgehölzen
Erika
Weihrauch
Myrrhe
alles gut mörsern, mit einem Hauch Rotwein abmischen und auf einem Brettchen trocknen lassen.

Viel Vergnügen beim Ausprobieren!

 

 

 

Die Rauhnächte

Der Name „rau“ – für die Rau(h)nächte – leitet sich nicht vom Adjektiv rau (uneben) ab und auch nicht von Rauch. Vielmehr geht die Bezeichnung auf das mittelhochdeutsche Wort rûch (haarig) zurück und ist in der Kürschnerei als Rauware für Tierfell noch in Verwendung. Die Nächte stehen in enger Verbindung mit Ritualen rund um das Nutzvieh, aber auch Verwandlungen zwischen Tieren und Menschen oder haarigen mythischen Wesen.
Man vermutet, dass der Brauch seinen Ursprung in der Zeitrechnung nach einem Mondjahr, das nur 354 Tage umfasst, hat. Um auf die 365 Tage des Sonnenjahres zu kommen, wurden einfach 11 Tage und 12 Nächte bzw. 12 Tage und 13 Nächte als tote Tage (das sind Tage außerhalb der Zeit) eingeschoben.

Die Rauhnächte oder Unternächte sind die Nächte vom St. Thomasabend (21. Dezember) bis Heiligendreikönig, nach anderen vom Christabend bis Heiligendreikönig. An den Vorabenden des St. Thomastages, des Christfestes, des Neujahrstages und des Dreikönigfestes ( 20., 24., 31. Dezember, 5. Jänner) rauchte (räucherte) man alle Räume des Hauses mit Weihrauch und besprengte sie mit Weihwasser, um sie zu segnen und dadurch die Hexen und bösen Geister zu vertreiben, denn die Unternächte sind die Zeit, in welcher die Geister ungescheut umgehen und ihr Wesen treiben.

Bei unseren Vorfahren waren die Raunächte heilige Nächte. In ihnen wurde möglichst nicht gearbeitet, sondern nur gefeiert, wahrgenommen und in der Familie gelebt.

Als Raunächte bezeichnet man die Nächte zwischen dem 21. Dezember und dem 6. Januar. Sie gingen immer von Nacht zu Nacht. „Nacht“ deswegen, weil wir uns nach dem keltischen Jahreskreis in der Jahresnacht befinden. Somit ist der ganze Tag „Nacht“. Es gibt regionale Unterschiede in Bezug auf den Beginn der Rauhnächte. Vielerorts wird der 21. Dezember (die Thomasnacht) nicht als Beginn der Rauhnächte gesehen. Jedoch findet am 21. Dezember eben dieser wichtige Umschaltpunkt im kosmischen Erdenjahr statt. Das natürliche Jahr beginnt zur Wintersonnenwende (nach dem keltischen Lebenskreis), die längste Nacht und der kürzeste Tag sind durchlebt. Jetzt steigt die Sonne wieder nach oben – der Tiefpunkt der Sonnenbahn ist erreicht. Die Kräfte des Lichts haben wieder einmal gesiegt, sie werden langsam wieder stärker und die Tage werden länger.

Vor allem vier Rauhnächte sind von besonderer Bedeutung, wobei – einem alten Sprichwort gemäß – davon zwei „feiste“ (24.12. und 5.1.) und zwei „magere“ (21.12. und 31.12.) sind.
Die Nacht vom 5./6. Jänner ist die „Perchten-Nacht“.
Diese oben genannten Rauhnächte galten mancherorts als derart „gefährlich“, dass sie mit Fasten und Beten begangen wurden, um keinen Schaden zu erleiden.

Jede der 12 bzw. 13 Raunächte wurde von unseren Vorfahren für einen Monat des Jahres zum Deuten und Orakeln (auch der Brauch des Bleigießens ist ein Überbleibsel der vielfältigen Raunachtorakel) benutzt. Daher wurden diese Nächte auch „Losnächte“ genannt.

Somit steht die erste Raunacht für den Jänner, die zweite Raunacht für den Februar usw. Es wurde alles beobachtet: wie war das Wetter, hat das Essen geschmeckt, wurde gestritten usw. Auch das noch so Unwichtige, hatte eine Bedeutung. Darum wurden die Raunächte vorsichtig und wachsam begangen, da sie das ganze kommende Jahr in sich bargen und jeder selber dafür verantwortlich war, wie er die Weichen stellte.

Eine andere Tradition ist es, in den ersten sechs Nächten das alte Jahr noch einmal gedanklich zu durchwandern, es zu ordnen, überdenken und abzuschließen. Während der Räucherung der letzten sechs Nächte können wir uns auf das kommende Jahr positiv einstellen. Wir können Wünsche, Visionen und Bilder, die mit dem neuen Jahr in Verbindung stehen, hochkommen lassen, während wir durch die Räume gehen oder vor der Räucherschale sitzen.

In den ländlichen Gegenden – vor allem in den katholisch beherrschten – kennt man die zwölf Lostage zwischen Weihnachten und dem Dreikönigstag. In diesen zwölf Rauhnächten werden noch immer Haus und Stall ausgeräuchert.

Wenn die kleine Prozession von ihrem Rundgange in die Stube zurückgekehrt ist, knien alle nieder und beten, worauf die Männer ihre Mützen, die Weiber ihre Kopftücher über den Rauchtopf halten und dann rasch das Haupt bedecken: Das gilt als Mittel gegen Kopfleiden. Nun ist alles im Hause geweiht ( gesegnet), selbst der Kehrricht. Dieser darf daher diesmal nicht weggeworfen werden. Man streut ihn auf das Kornfeld, um es vor Schauer zu bewahren. Ich habe bei einem Besuch in Osttirol auf einem alten Bauernhof gesehen, wie man es seit undenklichen Zeiten praktiziert hat: In eine Eisenpfanne wird ein gut getrockneter Zunderpilz (ein getrockneter Baumschwamm, der auf Rotbuchen und Birken wächst) gegeben. Dieser Zunderpilz glüht lange, ohne Funken zu versprühen. (Wir kennen doch alle den Begriff „das brennt wie Zunder“?) Auf die Glut streut man nun das Räucherwerk und damit geht man durch Haus und Stall. Um die Wirkung zu steigern, sprach man in früheren Zeiten dazu besondere Gebete.

Die verwendete Räuchermischung ist jedenfalls stark reinigend. Weihrauch, Wacholder, Tanne, Fichte und Lärche werden noch immer zum Räuchern verwendet.

Wenn man sich auf die Spuren der Räucherkultur in Nordeuropa begibt, so stößt man auch unweigerlich auf die Kelten. Sie kannten bereits das Weihrauch-Harz, ebenso wie die Myrrhe. Warum? Sie kamen im Gefolge von Alexander dem Großen bereits bis nach Persien und brachten diese Harze von dort mit.
Die Kelten hatten bereits den Brauch, zur Zeit der Wintersonnenwende zu räuchern und damit einen Reinigungsprozess durchzuführen. Zu dieser Zeit war die Wintersonnenwende auch der Beginn des neuen Jahres. Die Kelten fasteten zu dieser Zeit nach altem Brauch 12 Tage und 12 Nächte lang – eben die Zeit der Rauhnächte. Träume galten als besonders bedeutungsvoll und so entstanden auch die Geschichten um die Lostage dieses Zeitraums, wo alles, was wir im Traum sehen können, uns die Zukunft bedeutet.

In den Rauhnächten wird aber auch oft mit den im Sommer gesammelten Kräutern geräuchert (denken wir nur an den Johannisbuschen oder den Lieb-Frauen-Tag-Buschen). Von diesem Heilkräuterbuschen werden einige Spitzen abgezupft und zur Räuchermischung dazugegeben. Dadurch wird eine besonders kräftige Heilwirkung erzielt.

Nach der Keltenzeit lebten die Bräuche weiter, durch die Hand der Weisen Frauen, bis ins frühe Mittelalter. Leider wurden durch die Inquisition nicht nur die Hexen verbrannt sondern es verschwand auch viel vom alten Wissen, weil es nicht mehr von Generation zu Generation weitergegeben werden konnte.

In den Rauhnächten können mutige Leute durch Losen (oder Lisna, Lismen) die Schicksale des nächsten Jahres erkunden. Man lost auf Kreuzungen, Friedhöfen, an Bächen, unter Schwarzkirsch, Kriecherl-, Weichsel- Zwetschkenbäumen und in der Weihnacht auch an Stalltüren.

Räuchern im Jahreskreis

Feuer

Räuchern macht glücklich – und Räuchern im Jahreskreis kann auch sehr inspirierend sein!

Haben Sie sich schon einmal mit den verschiedenen Räucherstoffen auseinandergesetzt? Im Grunde genommen kann man beinah alles pflanzliche Material verräuchern, begonnen mit Harzen (traditionell z.B. mit Weihrauch und Myrrhe, Fichten- und Lärchenharz, Benzoe und Perubalsam), mit Kräutern (am besten alles, was rund ums Haus wächst) und mit Hölzern (Sandelholz, Kiefernholz…) und mit Nadeln (Wacholder, Tanne, Fichte…), aber auch mit getrockneten Beeren.

Was sich für Ihre spezielle Räuchermischung am besten eignet, welches Räuchergut traditionellerweise für bestimmte Anlässe verwendet wird, vor allem aber, wie man damit umgeht, das alles und noch mehr erfahren Sie in unserem Workshop am 8. Dezember 2013 (14.30 – ca. 18 Uhr) in kleinem Kreis.

Anmeldungen zu diesem Workshop sind noch möglich. Bitte kontaktieren Sie mich über unser Kontakt-Formular! Wir freuen uns auch über Ihr Interesse!

Sollten Sie ein Räucherworkshop für Ihre eigene Gruppe organisieren wollen, so ist auch das gerne möglich – fragen Sie bitte einfach bei uns nach!

 

Mittsommer, Sommersonnenwende, Johanniszeit, Alban Hevin

Artikel von Manu Stricker

Der Tag der Sommersonnenwende fällt auf den 21.Juni – es ist der längste Tag und die kürzeste Nacht. Die Sonne steht auf ihrem Höhepunkt und tritt danach ihrem Rückzug an, die Tage werden wieder kürzer und die Schatten länger. Es ist der offizielle Beginn des Sommers, das heiligste Fest im Jahresrad und eine Zeit der Heilung.
Die herrlich milden, langen Tage der Sommersonnenwende wurden 12 Tage lang gefeiert. Die Pflanzengöttin, nun schwanger mit den werdenden Früchten der Erde, träumt den Mittsommernachtstraum.

Belenos steht am Zenit seiner Herrschaft und Taranis, der große Donnerer, schickt ab und zu ein Gewitter und erfrischt seine Geliebte, die Erdgöttin.

Das Licht und die Wärme der kraftvollen, reifen Sonne wurden durch das Mittsommerfeuer erhöht. Das Notfeuer musste aus Eichenholz oder neunerlei Holz sein und die jungen Leute rollten mit Stroh umwickelte, brennende Räder und Scheiben durch die Nacht oder veranstalteten Feuerläufe mit brennenden Fackeln aus getrockneten, in Pech getauchten Königskerzenstängeln. Mit den brennenden Stängeln dieser Mutterherrgottskerze, Johanniskerze oder Wollkraut, wie sie auch genannt wird, wurden Kranke berührt und geheilt und dazu folgender Spruch aufgesagt:

„Die Mutter Gottes geht übers Land, sie trägt in der Hand den Himmelsbrand“

Königskerze

Das Mittsommerfeuer war ein Freuden- und Dankesfeuer, vor allem war es ein „Heidenspaß“, eine Zeit der Liebe und des Rausches. Wie zum Maifest brauten die Frauen Starkbiere mit Kräutern versetzt, das Feuer wurde umtanzt – im Uhrzeigersinn – und übersprungen. Der Sprung durch die Lohe reinigt Leib und Seele und bringt Gesundheit.

Liebespaare springen gemeinsam über das Feuer und werfen Blumen in die Flammen. Wenn sie sich dabei an den Händen halten und nicht loslassen, deutet dies auf eine dauerhafte Liebe hin.
Alles Alte, Unbrauchbare, Lebensbehindernde kann symbolisch ins Feuer geworfen werden und die Asche dieses Feuers wird auf die Felder gestreut damit sie fruchtbar bleiben.Lagerfeuer

Das heidnisch-keltische Sommerfest war ursprünglich ein weiteres Fruchtbarkeitsfest und ein psychedelisches Trinkgelage, das seine Wurzel in einem neolitischen, bronzezeitlichen Mysteriendrama hatte. Wenn wir dem Kulturanthropologen James G. Frazer glauben wollen erlitt der Sonnengott oder Stellvertreter auf Erden, der Eichenkönig, beim Sommersonnenwendfest einen blutigen, rituellen Tod. Oft war es der Sohn des Königs oder Häuptlings, der als Opfer zur Göttin ins Jenseits geschickt wurde.

Der schöne, vielgeliebte Belenos oder Baldur galt aber als unsterblich, da die Göttermutter alle Wesen schwören ließ, ihm kein Leid anzutun. Die kleine schwächliche Mistel aber hatte sie als zu gering erachtet, um ihr den Schwur abzuverlangen.( die Mistel ist ein elfisches Zwischenwesen, sie gehört weder zum Himmel noch zur Erde, wächst auf dem keltischen Weltenbaum Eiche und fällt ganz aus dem solaren Jahresrhythmus heraus) Und aus eben dieser Mistel schnitzte der feurige Gott Loki, Log oder Lugus einen Pfeil, der den holden Lichtgott fällte. Lugus ist wie wir sehen werden niemand anderer als die nächste Verwandlungsform des Sonnengottes selbst, er ist dann der Gott der reifen Früchte und des schnittreifen Getreides.

Die Bilwispriester der Heiden (die um Bil oder Belenos Wissenden), segneten in der Sonnwendzeit die reifenden Getreidefelder. Sie opferten dem „Kornwolf- oder Dämon“, der die Wachstumskräfte des Feldes symbolisierte, auf das er sich nicht davonschleiche und im Herbst eine reiche Ernte eingefahren werden könne. Um ihn im Zaum zu halten verwendeten sie Ebereschenzweige und „Wolfskräuter“ wie die gelb blühende Arnika, mit denen sie die Felder absteckten.

An die Stelle des tödlich getroffenen Sonnengottes setzten die Missionare den heiligen Johannes, den Verkünder des einzig wahren Sonnengottes „Christus“ und erklärten, dass auch er zur Mittsommerzeit geköpft worden sei. Aus dem Beifußgürtel, den die Feiernden trugen, wurde dann der „Johannisgürtel“, aus den mit duftenden Sommerkräutern und Wiesenblumen gepolsterten Liebeslagern wurde das „Johannisbett“ und das Trinkgelage, von dem das Volk nicht lassen wollte, wurde zum „Johannistrunk“ oder „Minnetrunk des Johannes“. Später übrigens wurde der Täufer zum Patron der Gastwirte erklärt.

Das Fest wurde von der Kirche lange bekämpft, schließlich umgestaltet und wird heute als Johannistag (24.Juni) gefeiert. 
Johanni ist als Lostag für die Landwirtschaft und das Wetter von zentraler Bedeutung. Die Sommersonnenwende läutet meist mit dem Ende der Schafskälte die Erntesaison ein.

Zeigerpflanzen und Tiere der Phänologie sind daher traditionell nach diesem Tag benannt: 

Das Johanniskraut, da es um diesen Termin blüht.
Die Johannisbeere erreicht ihre Reife.
Die Schwärme des Johanniskäfers (Glühwürmchen) entfalten ihre Leuchtkraft in der Zeit rund um die Johannisnacht.
Johanninüsse –  grüne, unreife Nüsse – sind um den Sommerbeginn zu ernten.
Traditionell werden auch Rhabarber und Spargel bis zu diesem Tag geerntet (Spargelsilvester).

Johanni gilt als spätester Termin für die Heuernte und als Garant für gutes Wetter – Johannischnitt. Die Intensivierung der Landwirtschaft verschob den Termin der Mahd immer weiter nach vorne. Der späte Schnitt prägt die Artenvielfalt, die Wiesenpflanzen können sich besser aussamen und den bodenbrütenden Vögeln sowie Insekten und Spinnen wird mehr Zeit für eine erfolgreiche Vermehrung gelassen.

Auch im Obstbau spielt der Termin eine Rolle: der Johannistrieb ist der zweite Austrieb von Laubgehölzen um Mittsommer und kann für weitere Schnittmaßnahmen genützt werden.
Als „Johannistrieb“ wird in der bäuerlichen Überlieferung ein älterer Mann bezeichnet, der sich eine junge Frau nimmt (der zweite Frühling).
Für Kräutersammler bleibt diese Zeit in ganz Europa ein Höhepunkt.

Neun( manchmal 7,13, 77oder 99) Johanniskräuter werden vielerorts noch heute gesammelt. Man hält die Kräuter kurz ins Johannisfeuer, um ihre Heilkraft aufzuladen, und sagt dabei folgenden Spruch:

„Keine Beule an meinem Leibe, kein Bruch an meinem Fuß“

Um die Zeit der Sommersonnenwende steht das Johanniskraut in vollster Blüte. Es ist unsere schönste Sonnenpflanze, ganz durchdrungen von der lichten, warmen Kraft der Sonne und mit allen guten Geistern im Bunde. Wie das Blut, der Lebenssaft unseres Körpers, so hat das Johanniskraut Lebenssaft von der Sonne, rubinrotes Öl, das unserem Körper und unserer Seele Sonnenkraft und Licht geben kann.

Dieses „Sommersonnwendkraut“ hat so viele gute Eigenschaften, dass man darüber einen Einzelartikel schreiben könnte, ich möchte daher nur kurz einige Informationen aufzeigen.

In der Frauenheilkunde wird es bei depressiven Stimmungen im Wechsel und bei PMS eingesetzt und als Beimischung in Schlaf- und Kräuterkissen verhilft es uns zu einem entspannten Einschlafen. Das Öl kann als Wundmittel bei leichten Verbrennungen und bei Sonnenbrand verwendet werden.

Vorsicht: Johanniskraut kann die Haut lichtempfindlicher machen. Deshalb bei einer Therapie mit Johanniskraut starke Sonneneinstrahlung und Solarien meiden, auch ist zu beachten dass es die Wirkung der Pille herabsetzen kann.

Johanniskraut kann zur Abwehr von Dämonen und als Schutz vor Verhexung als Amulett getragen werden und wird auch als „Wetterzauberpflanze“ verwendet.

Ich war letztes Jahr beim Walken im Wald unterwegs als plötzlich Gewitterwolken aufzogen. Schnell nahm ich Johanniskraut, welches am Wegesrand wuchs, zur Hand und sagte folgenden Spruch:

„Ist denn keine alte Fraue,
die kann pflücken Hartenaue (Johanniskraut),
damit sich das Gewitter staue?“

 Nicht lange danach verzogen sich die Wolken wieder und ich konnte mit Vergnügen meinen Waldspaziergang fortsetzen.

Einige heilige Pflanzen waren mit dem Fest der Sommersonnenwende besonders verbunden. Unsere Vorfahren sahen in ihnen Kräfte der Sonne und solche die das Dunkle bannen können. 

Johanniskraut2Farnkraut, Beifuss, Arnika, Königskerze und Ringelblume waren neben Johanniskraut magische Pflanzen. Beim Tanz ums Feuer trug man Gürtel aus Beifuss oder Eisenkraut und die Häupter schmückten Kränze aus Blumen, Eisenkraut und Gundelrebe. Beifuss und Gundelrebe stärken die Ekstasefähigkeit und Hellsichtigkeit bei sensiblen, offenen Menschen.

Die Druiden erhöhten den Zauber der Sommernächte, indem sie die ölhältigen Sporen des Bärlapps, das so genannte Hexenmehl oder Blitzpulver, bei ihren Erzählungen und Ritualen ins Feuer warfen. Das gibt einen dramatischen Licht- und Explosionseffekt.

Die Kamille mit ihren gelben Blüten und dem weißen Strahlenkranz ist ebenfalls ein Johanniskraut. Sie ist ein wirksames Heilmittel für Entzündungen aller Art, bei Übelkeit und Magenschmerzen.

Weitere Sonnwendkräuter sind der Holunder und der Quendel, die Blutwurz, die Margerite, die Schafgarbe, der Heilziest und die Klette sowie der Lavendel, die Rose und der Thymian. 

Als Räucherwerk sind folgende Pflanzen und Harze verwendbar:

Segnend: Alantwurzel, Beifuss, Copal, Dost, Engelwurzsamen- und Wurzel, Johanniskraut, Mariengras, Myrrhe, Rose, Thymian und Weihrauch. 
Wetterpflanzen: Beifuss, Dost, Johanniskraut, Rainfarn, Königskerze

Dekoration: Liebesamulette, Sommerblumen, Muscheln und Sommerfrüchte
Farben: blau, grün und gelb

Als Abschluss möchte ich Euch noch ein Rezept für einen Gute – Nacht – Tee mitgeben:
Johanniskrautblüten                               20g
Süßholz                                                  20g
Kakaoschalen                                        20g
Kamillenblüten                                       10g
Orangenblüten                                       10g
Zitronenmelisse                                     10g
Honigklee, Kraut                                    10g
Lindenblüten                                          10g

Ein gehäufter TL dieser Mischung mit einer Tasse kochendem Wasser übergießen, einige Minuten ziehen lassen und evtl. mit Honig süßen.

Johanni ist eine typische „Zwischenzeit“, in der sich Kommendes offenbaren kann. Es heißt wer sich neun Kräuter unter das Kopfkissen tut, träumt Zukünftiges. Mit diesem Trunk vorm Schlafen gehen steht diesem Erlebnis nichts mehr im Wege.

In diesem Sinne wüsche ich uns allen eine lichte, genussvolle und heilende Sommerzeit und freue mich schon auf die nächste Ausgabe.

Eure Manuela Stricker