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Mädesüß

Ach wie liebe ich den Duft vom Mädesüß! Jetzt ist es bald wieder so weit: die Mädesüß-Stauden in meinem Garten bilden bereits ihre Knospen und in wenigen Tagen werden sich die kleinen, weißen Blüten ihren Weg in das Sonnenlicht bahnen!

Mädesüß – es wird auch Wiesenspierstaude, Wiesenkönigin oder Wiesengeißbart genannt – ist weit verbreitet. Es wächst gerne auf Ruderalflächen, also an Straßenböschungen und Bahndämmen, in feuchten Gräben oder an einem Bachufer – hat man Glück, dann wächst es auch im eigenen Garten. Was ist das nun für eine Pflanze? Zuerst einmal die botanischen Facts: der korrekte botanische Name lautet „Filipendula ulmaria„. Die Staude wird zwischen 80 und 120 cm hoch, besitzt weiße, manchmal leicht rötliche Blüten in Form der für sie so charakteristischen Trugdolden. Ihre Blätter sind gefiedert und sie hat einen starkfaserigen Stängel.

 

MädesüssMädesüß gehört zur Familie der Rosengewächse (Rosaceae), der Signatur nach rechnet man es zu den Mondpflanzen (bedingt durch die cremig-weißen Blüten). Der Duft der Pflanze ist nicht ganz so süß, wie man aus dem Namen entnehmen könnte: Die Blätter riechen eher schon mal nach Zahnarzt, mit Anklängen an Kaugummi :-). Den Blüten entströmt ein zarter Duft nach Bittermandeln.

Die Pflanze enthält Salicylsäure. Das bewirkt, dass sie schmerzstillend und schweißtreibend ist, da sie die Temperaturregulationszentren des Gehirns beeinflusst. Mädesüß-Tee hilft daher gut bei grippalen Infekten, er stärkt das Immunsystem.

Das ätherische Öl des Mädesüß wirkt adstringierend, antimikrobiell, antioxidativ und entzündungshemmend. Man verwendet es zur unterstützenden Behandlung von fiebrigen Erkältungskrankheiten.

Eine stärkende Wirkung hat auch das Mädesüß-Hydrolat, das man durchaus selbst destillieren kann. Das krautig und „grün“ duftende Hydrolat erhält man zwar auch im Fachhandel, aber ich bevorzuge es, meine Hydrolate soweit wie möglich selbst zu produzieren. Um ein gutes Hydrolat zu erhalten, benötigt man nur wenige Pflanzen. Wichtig ist, den richtigen Sammelzeitpunkt zu erwischen. Man sammelt für das Hydrolat die Blütenköpfe der Pflanze vor der Vollblüte, dann entfalten sie beim Destillieren den intensivsten Duft. Es sollte nach der Destillation einen pH-Wert von ca. 3,3 haben.

Das Hydrolat – aber auch der Tee – lindern rheumatische Beschwerden und Gicht.

Ich bevorzuge aber das Hydrolat für meine Sommersonnen-Desserts, wie z.B. einen Fruchtsalat oder auch eine Sommerbowle… Da wirkt das Dessert dann auch gleich wie ein leichtes Mittel gegen Kopfschmerz (sollte man ein wenig zu  viel Sonne erwischt haben)…

Buchtipp: „Hydrolate -Sanfte Heilkräfte aus Pflanzenwasser“ von Ingrid Kleindienst-John, erschienen im Freya-Verlag (1. Aufl. Mai 2012, 2. Aufl. Okt. 2012)

 

 

Schon gewußt: Pharmakognosie

Hirtentäschel

Die Pharmakognosie oder Wirkstofflehre ist eine Wissenschaft, die sich mit den Stoffen beschäftigt, die aus der Natur kommen. Jede Pflanze besteht ja aus verschiedenen Stoffen, die ihr Struktur geben. Diese Strukturen werden entweder durch weiche Substanzen gebildet – wie z.B. Kohlenhydrate, Eiweiß und Fett – oder durch holzartige Substanzen – beispielsweise Lignine oder auch Zellulose. Daneben kommen verschiedene Stoffe vor, wie z.B. Mineralstoffe, Vitamine, Säuren, die man im Zellsaft finden kann.
Und dann gibt es noch die für jede einzelne Pflanzenart besonderen Stoffe, wie ätherische Öle, Alkaloide, Glykoside, Schleimstoffe usw.
Man hat im Laufe der Zeit versucht, die einzelnen Inhaltsstoffe chemisch voneinander zu isolieren und sie danach zu definieren.

Bei all diesen wissenschaftlichen Versuchen, die Wirkung einer Pflanze an einem bestimmten Wirkstoff „aufzuhängen“, kommen wir doch nicht daran vorbei, dass eine Pflanze nun einmal ein Ganzes ist. Und mit diesem ganzheitlichen Ansatz lässt sich auch erklären, warum z.B. ein bestimmter Heiltee seine Wirkung zeigt oder eine Tinktur besonders hilfreich ist. In jeder Heilpflanze sind Wirkstoffe und sogenannte indifferente Stoffe (= Stoffe ohne besondere, spezielle Wirksamkeit) gemeinsam vorhanden. Diese indifferenten Stoffe verhelfen unserem Organismus dazu, die wichtigen Wirkstoffe der Pflanze schneller oder auch langsamer aufnehmen zu können. Wenn man beispielsweise den Hauptwirkstoff einer Pflanze isoliert, so wirkt er meist anders, als die Pflanze in ihrer Ganzheit im Körper wirksam wird. Lediglich durch das Zusammenspiel aller in der Pflanze vorhandenen Substanzen erhält die jeweilige Heilpflanze ihre spezielle Wirkung!

Der Wirkstoffgehalt einer Pflanze ist niemals gleich. Schwankungen ergeben sich bedingt durch den Standort, das Klima, die Erntezeit, die Trocknung und die Lagerung (daher sollte man versuchen, wenn möglich den richtigen Erntezeitpunkt einzuhalten und bei der Trocknung und Lagerung besonders sorgfältig zugange zu sein). Nur dann kann man sicher sein, dass die getrockneten Pflanzen auch später noch ihre Wirkung entfalten können.

Letztlich ist die Zusammensetzung der Pflanzen durch eine Anzahl verschiedener Stoffe geprägt – zum Teil bilden sie die festen Teile des Pflanzenkörpers aus, zum Teil bilden sie Aufbaustoffe und Säfte. Und in allen Zellteilen können sich dann noch die spezifischen Sekundären Pflanzeninhaltsstoffe finden, die für die spezielle Wirkung einer Pflanze maßgeblich sind.

Einige der pflanzlichen Substanzen sind wasserlöslich (hydrophil) und können sich z.B. auch in unseren Hydrolaten wiederfinden. Dazu müssen sie aber „flüchtig“ sein, das heißt, ihr Molekulargewicht muss niedriger sein, als 250 g/mol . Einige sind fettlöslich (lipophil) und wir finden sie dann beispielsweise konzentriert im ätherischen Öl der entsprechenden Pflanze.

Schauen wir uns aber die Inhaltsstoffe einer Pflanze ein wenig genauer an, so finden wir die sogenannten „primären“ und die „sekundären“ Pflanzeninhaltsstoffe, und die sollten uns schon einen weiteren Blick wert sein…

Was sind primäre Pflanzeninhaltsstoffe?

Primäre Pflanzeninhaltsstoffe kommen in allen höheren Pflanzen vor. Sie haben vor allem mit der Photosynthese, Atmung, Lipidsynthese (Fett-Synthese) usw. zu tun. Es sind jene Stoffe, die unserem Körper Energie liefern und für uns lebensnotwendig sind. In der Pflanze bilden sie vor allem die festen Strukturen einerseits, die für die Form, das Aussehen der Pflanze wichtig sind, andererseits bilden sie Verbindungen, die sich im Zellsaft befinden, und die letztlich für die Ernährung der Pflanze, aber auch des Menschen interessant sind.
Hier gibt es drei große Gruppen:

  • Kohlenhydrate (Saccharide):
    Die „Zucker“ sind die am weitesten verbreiteten organischen Nahrungsbestandteile. Es handelt sich dabei um Zuckermoleküle und Ballaststoffe, die verschiedene Qualitäten aufweisen.
    Einfachzucker (Monosaccharide): sind gut in Wasser löslich (hierher gehören beispielsweise Traubenzucker, Fruchtzucker, Schleimzucker)
    Zweifachzucker: hier nimmt die Wasserlöslichkeit bereits ab (Beispiele: Malzzucker, Milchzucker, Rohr- und Rübenzucker)
    Dreifachzucker: bei ihnen steigt die chemische Widerstandsfähigkeit an (Pektin…)
    Mehrfachzucker: sie sind kaum mehr reaktiv, da beispielsweise Zellulose in Wasser unlöslich ist. (Beispiele: Inulin, Dextrin, Zellulose…)
  • Eiweißstoffe
    Proteine bzw. Eiweiße stellen die Grundbausteine des Zellorganismus dar. Der Aufbau erfolgt aus 21 verschiedenen Aminosäuren (beim Menschen), von denen der menschliche Körper jedoch nicht alle selbst synthetisieren kann.
    Diese insgesamt 9 sogenannten essentiellen Aminosäuren müssen daher über die Nahrung als pflanzliche Proteine aufgenommen werden. Besonders hohe pflanzliche Proteingehalte finden sich bei Hülsenfrüchten (Leguminosen) wie Sojabohnen oder Linsen.
    (Beispiele: Alanin, Asparagin, Cystein, Glutamin, …)
  • Fette
    Sie befinden sich vor allem in den Speicherorganen der Samen und Früchte.

 

 

Birken-Hydrolat

Die Birke – Betula lenta – gehört zu den Bäumen, die auch unsere Auwälder prägen: Das Birken-Hydrolat und seine Verwendungsmöglichkeiten sind bei uns weitgehend unbekannt.
Dennoch – oder gerade deshalb – ist dieses Pflanzenwasser eine Betrachtung wert.

BirkenblüteDie Verbreitung der Birke erfolgt über ihre winzigen Samen, die mit dem Wind viele Kilometer weit reisen. Das macht sie für viele Menschen auch zu einer lästigen Pflanze, nämlich für die Pollenallergiker. Birken gehören zu den Birkengewächsen (Betulaceae).

In unseren Breiten ist vor allem die Weißbirke am bekanntesten. Sie hat seit vielen Jahrhunderten bereits volksheilkundliche Bedeutung. Die Birke enthält Methylsalicylat – ein Stoff, wie er auch im Aspirin zu finden ist.

Birken werden bis zu 25 m hoch, sie besitzen die für sie so typische weiße Rinde, einen schlanken Stamm und kleine, herzförmige Blättchen. Die Blätter enthalten Flavonoide und Gerbstoffe, sie wirken harntreibend und der Birkenblättertee wirkt vor allem bei rheumatischen Beschwerden, bei Gicht, aber auch bei Nieren- und Blasenentzündung.

Dieser Tee aus den getrocknete Blättern, aber auch der „Birkenteer“, der aus der Rinde der Birke gewonnen wird (wird zur Behandlung von Ekzemen gerne eingesetzt), sind wohl die bekanntesten Anwendungsmöglichkeiten.

In der Mythologie wird die Birke schon seit vielen tausend Jahren als einer der wichtigsten Bäume beschrieben. Vor allem für die Russen spielt sie eine sehr große Rolle. Viele Märchen und Legenden ranken sich um Birken. Übrigens dachte man auch, daß die Hexen in der Walpurgisnacht auf Birkenbesen auf dem Blocksberg geritten seien…

Für unser Birkenwasser destillieren wir die harzigen Knospen, die jungen Blätter und die jungen, dünnen Ästchen. Sie werden im März gesammelt. Jetzt ist also gerade die richtige Zeit dafür!

Man könnte auch die äußere Rinde und das Holz destillieren, das haben wir aber diesmal nicht gemacht. Die Ausbeute an ätherischen Ölen ist dabei bei unseren Mengen sicherlich zu vernachlässigen.

Selbsterzeugtes Birken-Hydrolat  (meines hat einen pH-Wert von 3,74) eignet sich hervorragend bei Schuppen, Haarausfall und allgemein zur Haarpflege. Es nährt und stärkt die Kopfhaut und die Haare. Der Duft des Birken-Hydrolats ist leicht süßlich, ähnlich dem Birkensaft, den man im Frühling aus dem Stamm ziehen kann.

Meine Rezeptur für ein Haarshampoo:
Die Herstellung eines Haarshampoos ist völlig unkompliziert. Nachstehend „mein“ Lieblingsrezept dafür (bei leichtem Haarausfall besonders hilfreich). Hydrolat und ätherische Öle können natürlich nach Belieben verändert werden.
100 ml gehopftes Bier
1 Eigelb
100 ml Birkenknospen-Hydrolat
3 Tr. ätherisches Öl (es empfiehlt sich z.B. Lavendel fein, wenn man diesen Duft mag)

Das Eigelb mit dem Bier gut vermischen (geht am besten mit einer Gabel), Hydrolat und ätherische Öle hineinmischen. Ins nasse Haar einmassieren und zwei bis drei Minuten einwirken lassen. Gut ausspülen und mit Apfelessig nachspülen.
Anschließend verwende ich noch ein paar Sprühstöße Klettenwurzel-Hydrolat und massiere es vor dem Fönen in mein noch nasses Haar ein. Die Haare werden kräftig und glänzend.

Vorsicht: Birken-Hydrolat eignet sich – im Gegensatz zum frisch gezapften Birkensaft – nicht zur Einnahme!