Schlagwort: Kohlenhydrate

Pflanzeninhaltsstoffe – Schleimstoffe

„Bäh, Schleimstoffe“, so meinte meine Enkeltochter, „das klingt so grauslich, Omi!“ Grauslich hin oder her – gerade die Schleimstoffe der Pflanzen können für uns wichtig werden…

Schauen wir uns doch einmal an, woraus sie bestehen und wofür man sie brauchen könnte. Und vor allem: in welchen Pflanzen wir sie finden.

Sekundäre Pflanzeninhaltsstoffe

Schleimstoffe gehören zu den sekundären Pflanzeninhaltsstoffen. Sie sind in der jeweiligen Pflanze zumeist als zähflüssige „Reservestoffe“ vorhanden.
Chemisch betrachtet gehören sie zu den natürlichen Polymeren („polymer“ ist griechisch und bedeutet „aus vielen gleichen Teilen aufgebaut„). Wir haben es daher mit relativ großen Molekülen zu tun.
Schleimstoffe leiten sich von den Polysacchariden ab (= Mehrfachzucker, siehe auch mein Blogbeitrag dazu – klick!). Wir haben es also mit kohlenhydrathaltigen Verbindungen zu tun. Man nennt die Schleimstoffe daher auch Hetero-Polysaccharide. Sie besitzen die Fähigkeit, im Wasser stark aufzuquellen und eine hochviskose (= schleimige) Flüssigkeit zu liefern. Dabei kleben sie aber nicht.

Wo befinden sie sich in der Pflanze?

Wir finden die Schleimstoffe in den Vakuolen und in den Zellwänden der Pflanzenzellen. In den Vakuolen dienen sie als Reservespeicher und binden Wasser an sich.
Mit Hilfe der Schleimstoffe werden der Pflanzensaft und die Umgebung der Samen länger und besser feucht gehalten. Die Verdunstung wird verzögert und das wiederum liefert bessere Wachstumsbedingungen für die Keimlinge. Außerdem wird durch den Schleimmantel verhindert, dass die Samen durch die Verdauung der Tiere zerstört werden, in deren Magen sie gelangt sind. Sie werden unverdaut ausgeschieden und können so zur Fortpflanzung beitragen.
Aber man findet die Schleimstoffe auch in den Pflanzensamen. Dort verhelfen sie dazu, dass die für das Pflanzenwachstum wichtigen Stoffe besser gebunden werden können.

malven

Wie wirken Schleimstoffe bei Mensch und Tier?

Sie legen einen reizmildernden Überzug über die entzündeten Schleimhäute: beim Trinken eines Tees, der Schleimstoffe enthält, legen sie sich beispielsweise zuerst über die Rachenschleimhaut, im Magen dann über die Magenschleimhaut. Dadurch schützen sie von außen (z.B. gegen die Magensäure) und die darunter liegende Schleimhaut kann schneller abheilen.

Positiv wirkt auch ihre säurepuffernde Wirkung – z.B. bei Sodbrennen. Auch bei Ekzemen und Hautentzündungen werden sie reizmildernd eingesetzt.
In aufgequollenem Zustand können Schleimstoffe auch andere gelöste Substanzen an sich binden.

Achtung allerdings: sie beeinflussen die Wirkungsintensität der anderen pflanzlichen Wirkstoffe stark.

SCHLEIMSTOFFE SIND NICHT SCHLEIMLÖSEND!!!

Schleimdrogen sollten immer frisch zubereitet werden. Unbedingt mit kaltem oder lauwarmem Wasser ansetzen und quellen lassen – man nennt das Kaltwasserauszug.

Allerdings: Achten Sie bitte auf die Dauer des Quellvorganges!
Bei Halsschmerzen lassen wir die Teedroge (z.B. Malve, Eibisch) nicht länger als 1 Stunde aufquellen.
Bei Magenschmerzen sollte die entsprechende Teedroge ca. 12 Stunden quellen!
Danach wird auf Trinktemperatur erwärmt – nicht kochen!!

Einige Beispiele für schleimhaltige Teedrogen

Hier findet sich so manches Kräutlein, das wir gerade jetzt in Erkältungszeiten gut gebrauchen können:
Leinsamen (Linum usitatissimum) – enthält bis zu 20% Schleimstoffe, wirkt stuhlregulierend, ist unverdaulich
Malve (Malva sylvestris) – hier finden wir in den Blüten bis zu 10% Schleimstoffe
Eibischwurzel (Althea officinalis radix) – 10 – 15% Schleimstoffe
Linde (Tilia platyphyllos und Tilia cordata) – die Schleimstoffe sind in den Blüten
Huflattich (Tussilago farfara) – in Blüte und Blatt befinden sich bis zu 8%
Spitzwegerich (Plantago lanceolata) – 7% Schleimstoffe in den Blättern

Interessiert Sie, welche Pflanzeninhaltsstoffe es noch gibt und welche Wirkung sie auf unseren Körper haben? Wir freuen uns, Sie bei unseren Kräuterwanderungen begrüßen zu dürfen: im Anschluss daran findet jeweils ein Workshop mit Wissensvermittlung zu diesem Thema statt! Infos finden Sie in unserem Veranstaltungskalender (klick!)!

Pflanzeninhaltsstoffe

Ich werde imer wieder auf das Thema der Pflanzeninhaltsstoffe angesprochen. Aus diesem Grund möchte ich heute mit einer kleinen Serie beginnen, die sich damit beschäftigt.

Jede Pflanze besteht ja aus verschiedenen Stoffen, die ihr Struktur geben. Diese Strukturen werden entweder durch weiche Substanzen gebildet – wie z.B. Kohlenhydrate, Eiweiß und Fett – oder durch holzartige Substanzen – beispielsweise Lignine oder auch Zellulose. Daneben kommen verschiedene Stoffe vor, wie z.B. Mineralstoffe, Vitamine, Säuren, die man im Zellsaft finden kann.

Und dann gibt es noch die für jede einzelne Pflanzenart besonderen Stoffe, wie ätherische Öle, Alkaloide, Glykoside, Schleimstoffe usw.

Man hat im Laufe der Zeit versucht, die einzelnen Inhaltsstoffe chemisch voneinander zu isolieren und sie danach zu definieren.
Bei all diesen wissenschaftlichen Versuchen, die Wirkung einer Pflanze an einem bestimmten Wirkstoff „aufzuhängen“, kommen wir doch nicht daran vorbei, dass eine Pflanze nun einmal ein Ganzes ist. Und mit diesem ganzheitlichen Ansatz lässt sich auch erklären, warum z.B. ein bestimmter Heiltee seine Wirkung zeigt oder eine Tinktur besonders hilfreich ist.
In jeder Heilpflanze sind Wirkstoffe und sogenannte indifferente Stoffe (= Stoffe ohne besondere, spezielle Wirksamkeit) gemeinsam vorhanden. Diese indifferenten Stoffe verhelfen unserem Organismus dazu, die wichtigen Wirkstoffe der Pflanze schneller oder auch langsamer aufnehmen zu können. Wenn man beispielsweise den Hauptwirkstoff einer Pflanze isoliert, so wirkt er meist anders, als die Pflanze in ihrer Ganzheit im Körper wirksam wird. Lediglich durch das Zusammenspiel aller in der Pflanze vorhandenen Substanzen erhält die jeweilige Heilpflanze ihre spezielle Wirkung!

Der Wirkstoffgehalt einer Pflanze ist niemals gleich. Schwankungen ergeben sich bedingt durch den Standort, das Klima, die Erntezeit, die Trocknung und die Lagerung (daher sollte man versuchen, wenn möglich den richtigen Erntezeitpunkt einzuhalten und bei der Trocknung und Lagerung besonders sorgfältig zugange zu sein). Nur dann kann man sicher sein, dass die getrockneten Pflanzen auch später noch ihre Wirkung entfalten können.

Letztlich ist die Zusammensetzung der Pflanzen durch eine Anzahl verschiedener Stoffe geprägt – zum Teil bilden sie die festen Teile des Pflanzenkörpers aus, zum Teil bilden sie Aufbaustoffe und Säfte. Und in allen Zellteilen können sich dann noch die spezifischen Sekundären Pflanzeninhaltsstoffe finden, die für die spezielle Wirkung einer Pflanze maßgeblich sind.

Pflanzen bestehen also aus mehreren primären und sekundären Anteilen – ganz und gar unterschiedlich und vielfältig, so wie eben auch die ganze Pflanzenwelt bunt und unterschiedlich ist.
Auch Pflanzen haben einen Stoffwechsel bei dem aus zuerst einmal aus Kohlendioxid und Wasser in der Folge verschiedene Kohlenstoffverbindungen hervorgehen. Das macht die Photosynthese möglich.

Die Stoffwechselprodukte der Pflanze werden dann eben in primäre und sekundäre Inhaltsstoffe grob eingeteilt.
Primäre Pflanzeninhaltsstoffe teilt man in drei große Gruppen ein:

  • Kohlenhydrate
  • Fette und Öle
  • Aminosäuren und Proteine

Wozu benötigt eine Pflanze diese Stoffe? Nun, auch eine Pflanze braucht Nahrungsstoffe und Schutz. Aber was macht sie damit?

Schauen wir uns doch einmal die Kohlenhydrate (man nennt sie auch Saccharide) näher an:
Die Einteilung der Kohlenhydrate erfolgt in mehrere Gruppen, nämlich in Monosaccharide (Einfachzucker), Zwei- und Mehrfachzucker und Polysaccharide.
Was können die und worin bestehen die Unterschiede?

  • Monosaccharide
    Sie sind gut in Wasser löslich. Zu den Einfachzuckern gehören beispielsweise: Glucose, Fructose und Xylose. Glucose (auch Traubenzucker) wird meist aus Stärke hergestellt.
    Fructose (also Fruchtzucker) findet sich in Früchten und wirkt sich positiv auf den Blutzuckerspiegel aus.
    Xylose ist ein Holzzucker.
  • Zweifachzucker
    Hier finden wir die Maltose (Malzzucker), Lactose (Milchzucker) und die Saccharose (Rohr- und Rübenzucker). Bei diesen Zuckern nimmt die Wasserlöslichkeit ab.
  • Dreifachzucker
    Zu den Dreifachzuckern zählt man das Pektin. Pektin reagiert nur mehr schwach mit Wasser, es kann aber noch Wasser aufnehmen und geliert dann. Das bedeutet, dass Pektine in einer wässrigen Lösung vom Sol- (zäher Zustand) in den Gel-Zustand (gallertartiger Zustand) übergehen. Sie können so beispielsweise auch zu einer Verkürzung der Blutgerinnungszeit beitragen. Für die Zellen in der Frucht ist Pektin Schutz, es ist sozusagen der „Mörtel“ zwischen den Pflanzenzellen. Dadurch wird die Pflanze fest, alle Zellen sind verbunden. Bei der Reife wird das Pektin aufgelöst und die Frucht wird schmelzend saftig. Bei der Marmeladenherstellung werden die Pflanzenzellen zerbrochen und durch Pektin wieder zusammengefügt. Die Zellen werden sozusagen zugeschleimt und wieder „streichfähig“ gemacht.
    Pektin bindet im Körper auch Flüssigkeit und entzieht dem Darm Wasser. Kann Hilfe gegen Durchfall sein.
  • Mehrfachzucker (Polysaccharide)
    Hier finden wir Stoffe, die in der Phytotherapie als besonders wertvoll erachtet werden, wie beispielsweise das Inulin, das sich im Alant, in Topinambur und auch in der Dahlie befindet. (Es kann allerdings extreme Blähungen hervorrufen).
    Ein weiterer Mehrfachzucker ist Stärke, die wir in Hülsenfrüchten, Erdäpfeln und in Getreide (beispielsweise Mais) finden.
    Dextrin als Abbauprodukt der Stärke und Zellulose als eine Gerüstsubstanz der Pflanzen gehören hier ebenfalls dazu.

Schon gewußt: Pharmakognosie

Hirtentäschel

Die Pharmakognosie oder Wirkstofflehre ist eine Wissenschaft, die sich mit den Stoffen beschäftigt, die aus der Natur kommen. Jede Pflanze besteht ja aus verschiedenen Stoffen, die ihr Struktur geben. Diese Strukturen werden entweder durch weiche Substanzen gebildet – wie z.B. Kohlenhydrate, Eiweiß und Fett – oder durch holzartige Substanzen – beispielsweise Lignine oder auch Zellulose. Daneben kommen verschiedene Stoffe vor, wie z.B. Mineralstoffe, Vitamine, Säuren, die man im Zellsaft finden kann.
Und dann gibt es noch die für jede einzelne Pflanzenart besonderen Stoffe, wie ätherische Öle, Alkaloide, Glykoside, Schleimstoffe usw.
Man hat im Laufe der Zeit versucht, die einzelnen Inhaltsstoffe chemisch voneinander zu isolieren und sie danach zu definieren.

Bei all diesen wissenschaftlichen Versuchen, die Wirkung einer Pflanze an einem bestimmten Wirkstoff „aufzuhängen“, kommen wir doch nicht daran vorbei, dass eine Pflanze nun einmal ein Ganzes ist. Und mit diesem ganzheitlichen Ansatz lässt sich auch erklären, warum z.B. ein bestimmter Heiltee seine Wirkung zeigt oder eine Tinktur besonders hilfreich ist. In jeder Heilpflanze sind Wirkstoffe und sogenannte indifferente Stoffe (= Stoffe ohne besondere, spezielle Wirksamkeit) gemeinsam vorhanden. Diese indifferenten Stoffe verhelfen unserem Organismus dazu, die wichtigen Wirkstoffe der Pflanze schneller oder auch langsamer aufnehmen zu können. Wenn man beispielsweise den Hauptwirkstoff einer Pflanze isoliert, so wirkt er meist anders, als die Pflanze in ihrer Ganzheit im Körper wirksam wird. Lediglich durch das Zusammenspiel aller in der Pflanze vorhandenen Substanzen erhält die jeweilige Heilpflanze ihre spezielle Wirkung!

Der Wirkstoffgehalt einer Pflanze ist niemals gleich. Schwankungen ergeben sich bedingt durch den Standort, das Klima, die Erntezeit, die Trocknung und die Lagerung (daher sollte man versuchen, wenn möglich den richtigen Erntezeitpunkt einzuhalten und bei der Trocknung und Lagerung besonders sorgfältig zugange zu sein). Nur dann kann man sicher sein, dass die getrockneten Pflanzen auch später noch ihre Wirkung entfalten können.

Letztlich ist die Zusammensetzung der Pflanzen durch eine Anzahl verschiedener Stoffe geprägt – zum Teil bilden sie die festen Teile des Pflanzenkörpers aus, zum Teil bilden sie Aufbaustoffe und Säfte. Und in allen Zellteilen können sich dann noch die spezifischen Sekundären Pflanzeninhaltsstoffe finden, die für die spezielle Wirkung einer Pflanze maßgeblich sind.

Einige der pflanzlichen Substanzen sind wasserlöslich (hydrophil) und können sich z.B. auch in unseren Hydrolaten wiederfinden. Dazu müssen sie aber „flüchtig“ sein, das heißt, ihr Molekulargewicht muss niedriger sein, als 250 g/mol . Einige sind fettlöslich (lipophil) und wir finden sie dann beispielsweise konzentriert im ätherischen Öl der entsprechenden Pflanze.

Schauen wir uns aber die Inhaltsstoffe einer Pflanze ein wenig genauer an, so finden wir die sogenannten „primären“ und die „sekundären“ Pflanzeninhaltsstoffe, und die sollten uns schon einen weiteren Blick wert sein…

Was sind primäre Pflanzeninhaltsstoffe?

Primäre Pflanzeninhaltsstoffe kommen in allen höheren Pflanzen vor. Sie haben vor allem mit der Photosynthese, Atmung, Lipidsynthese (Fett-Synthese) usw. zu tun. Es sind jene Stoffe, die unserem Körper Energie liefern und für uns lebensnotwendig sind. In der Pflanze bilden sie vor allem die festen Strukturen einerseits, die für die Form, das Aussehen der Pflanze wichtig sind, andererseits bilden sie Verbindungen, die sich im Zellsaft befinden, und die letztlich für die Ernährung der Pflanze, aber auch des Menschen interessant sind.
Hier gibt es drei große Gruppen:

  • Kohlenhydrate (Saccharide):
    Die „Zucker“ sind die am weitesten verbreiteten organischen Nahrungsbestandteile. Es handelt sich dabei um Zuckermoleküle und Ballaststoffe, die verschiedene Qualitäten aufweisen.
    Einfachzucker (Monosaccharide): sind gut in Wasser löslich (hierher gehören beispielsweise Traubenzucker, Fruchtzucker, Schleimzucker)
    Zweifachzucker: hier nimmt die Wasserlöslichkeit bereits ab (Beispiele: Malzzucker, Milchzucker, Rohr- und Rübenzucker)
    Dreifachzucker: bei ihnen steigt die chemische Widerstandsfähigkeit an (Pektin…)
    Mehrfachzucker: sie sind kaum mehr reaktiv, da beispielsweise Zellulose in Wasser unlöslich ist. (Beispiele: Inulin, Dextrin, Zellulose…)
  • Eiweißstoffe
    Proteine bzw. Eiweiße stellen die Grundbausteine des Zellorganismus dar. Der Aufbau erfolgt aus 21 verschiedenen Aminosäuren (beim Menschen), von denen der menschliche Körper jedoch nicht alle selbst synthetisieren kann.
    Diese insgesamt 9 sogenannten essentiellen Aminosäuren müssen daher über die Nahrung als pflanzliche Proteine aufgenommen werden. Besonders hohe pflanzliche Proteingehalte finden sich bei Hülsenfrüchten (Leguminosen) wie Sojabohnen oder Linsen.
    (Beispiele: Alanin, Asparagin, Cystein, Glutamin, …)
  • Fette
    Sie befinden sich vor allem in den Speicherorganen der Samen und Früchte.