Schlagwort: Doldenblütler

Sterndolde

Hier kommt also der versprochene „Nachschlag“ zu den Doldenblütlern: die große Sterndolde.

Schon seit ich vor etwa zwei Jahren eine Sterndolden-Pflanze für meinen Garten bekommen habe, „läuft“ sie mir auch in der Natur immer wieder über den Weg. Also ist es wohl an der Zeit, dass ich mich einmal ernsthaft mit ihr beschäftige.

Es gibt mehrere Arten (insgesamt sind neun Arten bekannt) dieses speziellen Doldenblütlers, drei davon sind mir bis jetzt begegnet  die Große Sterndolde (Astrantia major L.), die Kärntner Sterndolde (Astrantia majof var. involucrata) und die Bavaria-Sterndolde (Astrantia bavarica). Allen gemeinsam ist, dass sie sehr kräftige, ausdauernde Pflanzen sind. Sie können bis zu 150 cm hoch werden, die Farben sind eher unauffällig, meine ich. Die Kärntner Sterndolde und die Große Sterndolde kommen in Farbschattierungen zwischen weiß bis rosa/rötlich vor, die Bavaria-Sterndolde ist weiß mit leicht grünlichen Spitzen.

Sterndolde-WurzelDie Wurzeln der Sterndolden sind dickwalzig, holzig, geringelt und sie sind mit langen, dicklichen schwarzen Faserwurzeln besetzt. Kurt hat mir zwei Exemplare ausgegraben, damit ich die Wurzeln „studieren“ konnte.

Die Stängel der Sterndolden stehen meist einzeln und sehr aufrecht, sie besitzen kaum Seitenäste. Eine Verästelung findet man erst oben an der Spitze des Stängels, zwei bis zu fünf Blüten sitzen daran. Die Laubblätter sind langgestielt, 3- bis 7-teilig „gefiedert“, also verschieden stark gelappt oder eingeschnitten. Alle sind sie an jeweils einer Pflanze ziemlich gleich gestaltet.Sterndoldenblüte

 

 

 

 

 

 

Die Dolden selbst sind unterschiedlich groß, etwa im Durchmesser 1,5 – 2 cm in geöffnetem Zustand. Das „Blütenprinzip“ macht hier die Dolde optisch zur Blüte.

Sterndolde-Mikroskop1Unter dem Mikroskop sieht man die vielen kleinen Blütchen (rechts Originalgröße).

 

Sterndolde-Hüllblatt

 

Die einzelnen Blüten in der Dolde sind zahlreich. Die männlichen Blüten sind mit zwittrigen Blüten regellos gemischt, meist findet man sie allerdings eher am Rand.

Die Kelchblätter sind zumindest so lang oder meist sogar länger als die Kronblätter. Sie sind zugespitzt mit einer schmal-lanzettlichen Form. Vergrößert man sie stark, so erkennt man einen feingesägten Rand.

Sterndolde-Mikroskop2

Die Frucht mit den Kelchblättern ist etwa 4-6 mm lang, länglich walzig geformt.

 

 

Große Sterndolde

Betrachtet man die Sterndolde nicht mit dem „botanischen“ Auge, sondern nach ihrer Signatur, so stellt man fest, dass sie einen verdichteten Charakter besitzt. Der Wurzelstock schmeckt scharf. Er bildet keine Ausläufer, aber er erlaubt der Pflanze ein mehrjähriges Wiederkehren. Sie treibt also jedes Jahr von Neuem aus.
Die einzelnen Blütendolden sind wie zu einer Blüte zusammengezogen. Dieser Eindruck wird durch die sternartige Krone der Hüllblättchen verstärkt. Die Sterndolde macht einen sehr lichten, leichten Eindruck.

Als Krautdroge hilft die Sterndolde bei Erkrankungen der Atmungsorgane, wird aber auch bei Magen-Darm-Problematik eingesetzt, vor allem aber bei schlecht heilenden Wunden.

Sterndolde-BlütendetailIch habe eine der Sterndolden (wehen Herzens) zerpflückt, um sie unter dem Mikroskop näher zu betrachten. Die Skizzen, die dabei entstanden sind, finden sich hier in diesem Beitrag.

 

Detail Blüte mit Pollen

 

 

 

WurzelquerschnittBetrachtet man den Wurzelquerschnitt, so sieht man zwei verschiedene Arten von Gängen, die die Wurzel durchziehen: die eine Variante enthält eine schleimige Substanz, die zweite enthält ätherisches Öl.

 

 

 

 

 

Bayrische Sterndolde1

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Bitte beachten Sie, dass ALLE Bilder meiner Homepage ausnahmslos nur mit meiner Zustimmung verwendet werden dürfen!

Doldenblütlerlust

Kurt und ich waren auf einem Seminar, das unsere Doldenblütlerlust zwar fürs Erste befriedigte, aber unser Interesse an diesen Pflanzen ganz besonders weiter geschürt hat… Unsere Gruppe war im Bodental, im Bärental und im Großen Dürrnbachgraben sozusagen mit „Doldenblütlerblick“ unterwegs. Dank Jan Albert Rispens und Ruth Mandera lernten wir viele verschiedene Doldenblütler zu sehen und zu erkennen.

P1130022Die Aufgabe, die uns gestellt wurde, war es vor allem auch, die Pflanzen „goetheianisch“ zu betrachten, also aus anthroposophischer Sicht die Gestalt (und damit die Signatur), aber auch über den Geruch und den Geschmack die Heilwirkung der verschiedenen Doldenblütler einzuordnen.

Ha, dachte ich mir, das ist ja einfach. Denn immerhin verwenden wir in der Aromatherapie doch auch eine erkleckliche Anzahl der verschiedensten Doldenblütler in Form von ätherischem Öl. Aber: ganz so einfach ist das nun doch wieder nicht… Uff!

Aber irgendwie packte uns der Forscherdrang am Schlaffitchen und die Doldenblütlerlust begann lustvolle Triebe zu schlagen…

Die erste Pflanze, die wir sozusagen auf allen Ebenen zu betrachten lernten, war die Wilde Möhre (Daucus carota). Vom Blind-Zeichnen (da wird nur nach der Beschreibung der anderen Teilnehmer gezeichnet – das Zeichnen ist dabei relativ einfach, das Beschreiben scheints extrem schwierig, denn wenn ich dabei alles gezeichnet hätte, was mir so angesagt wurde, hätte das Bild vielleicht eher einer Artischokke geglichen, als einer Karotte) bis hin zum Betrachten der verschiedenen Blütenstadien (an unserer Übungspflanze war von der Knospe bis zum Samenstand so ziemlich alles dran) war unser erster Vormittag mit Überlegungen ausgefüllt. (Ich hab dabei an Christine Lamontain denken müssen, die sich in ihrem Blog vor etwa zwei Jahren ausführlich mit der Wilden Möhre beschäftigt hat…).

Dann ging’s weiter mit dem Duft und dem Geschmack – spannend, was so ein Geschmack mit uns machen kann. Das mit dem Duft, das ist ja mein „täglich Brot“, das hat mich natürlich nicht so „beeindruckt“.

Interessant war es auch zu sehen, wie sich die Karottenblätter im Laufe der Vegetation verändern können.
Übrigens wußten Sie, dass bereits im Mittelalter violette und gelbe Karotten verwendet wurden? Die damaligen wilden Karotten hatten dünne, holzige, violette Wurzeln. Und die Kulturrüben waren gelb. Unsere heutigen Kultur-Karotten wurden übrigens erstmals in den Niederlanden gezüchtet, und zwar Anfang des 18. Jahrhunderts.

Der nächste Doldenblütler, der uns „vorgesetzt“ wurde, war das Liebstöckl (Levisticum officinalis). Dieses Suppenkraut kennen wir ja doch alle. Es ging hier aber nicht nur um das Küchengewürz, sondern vor allem auch um die entsprechende Heilwirkung der Pflanze. Wiederum wurden alle Teile genau in Augenschein genommen und darüber diskutiert, bei welchem Anlass man Liebstöckl einsetzen könnte.

Und dann kam – weil sie einfach für uns unglaublich wichtig ist – natürlich auch noch die Erzengelwurz (Angelica archangelica) unter die Lupe. Ursprünglich stammt sie ja aus dem Norden. Ihre Blattrosette ist im ersten Jahr rot. Ihre Blattscheiden sind besonders beeindruckend und ihre fertigen Blütendolden quellen in gelb-grün bereits aus der Knospe heraus, mit einer unglaublichen Kraftvollen Gebärde. Der Stängel der Erzengelwurz färbt sich in der Folge zart-lila. Das Interessante ist, dass sie – im Gegensatz zu den meisten anderen Doldenblütlern – mit ihren Dolden richtige Kugeln bildet.

Ingrid im BärentalNun, das waren nicht alle Doldenblütler, die uns in dieser Woche begegneten. Vom Bärnklau über die Bibernelle, den Riesenhaarstrang, den Berghaarstrang, das Laserkraut (in mehreren Ausführungen), die wilde Karotte, die Waldengelwurz, wilden Kümmel bis hin zur Sterndolde, um hier nur einige zu nennen, fanden wir auf unseren Wanderungen und lernten die Unterschiede der einzelnen Pflanzen zueinander kennen.

P1130035Ich hätte nie gedacht, dass eine Woche Doldenblütler-Betrachtung so spannend sein kann! Mein besonderer Liebling wurde die Sterndolde. Aber das ist eine andere Geschichte!