Schlagwort: Buchbach

Die sanfte Landschaft

Streuobstwiesen sind typisch für die sanfte Landschaft am Fuße des Gahns. Bei Einzelhöfen findet man die Obstbäume immer direkt rund um die Häuser. Auch heute noch spürt man hier den Einfluss des Erlasses von Kaiserin Maria Theresia: Mit diesem Gesetz hat sie das Steuerrecht geregelt – Hausobst war billig versteuert, Obst von Bäumen, die weiter weg vom Haus gepflanzt wurden, wurden höher angesetzt.

Diese Obststeuer ist zwar bereits vor ca. 150 Jahren gefallen, die Gewohnheit, Bäume in der Nähe der Häuser anzupflanzen, ist jedoch geblieben.

Betrachtet man die meisten der Obstbäume etwas näher, so kann man erkennen, dass das Verhältnis zwischen Höhe und Breite des Baums mit seiner Krone nahezu gleich ist. Demgegenüber stehen die Bäume der umliegenden Wälder, die weitaus höher als breit sind.

Woher kommen unsere Obstbäume?

Viele unserer heute hier beheimateten Obstbäume sind über die legendäre Seidenstraße aus China oder Indien zu uns gekommen. Die wichtigste Stadt an der Seidenstraße war übrigens Alma ata in Vorderasien, die sogenannte „Apfelstadt“, eine Art Umschlagplatz für Waren aller Art. Und darunter natürlich auch Obstbäume!

Die zwischen Buchbach und Gasteil (und dem Gahns natürlich) typischen Terrassierungen sollen lt. archäologischer Überlegungen bereits seit der Keltenzeit hier bestehen. Sie dienten damals – wie auch später noch – bereits als landwirtschaftliche Nutzflächen.
Vom Mittelalter an bis hin zur Zeit Maria Theresias wurde auf diesen fruchtbaren Terrassen Weinbau betrieben (der hier erzeugte Wein soll allerdings – geschichtlichen Berichten zufolge – eher ein Sauerampfer gewesen sein :-) ).

Heute wird das Obst von den Streuobstwiesen vielfach zu Most und Schnaps verarbeitet. Vor allem handelt es sich dabei um köstliche Zwetschken, Äpfel und hantige Mostbirnen.

MaronibaumEine wirkliche Besonderheit unserer Landschaft sind auch die teilweise jahrhunderte alten Edelkastanien. Auch sie profitieren – wie ehemals der Wein – von dem besonders milden Klima, das hier in diesem Vorland zu den Wiener Alpen herrscht…

Die Landschaft rund um Buchbach, Prigglitz und Gasteil

Wie ist die Landschaft rund um Buchbach, Prigglitz und Gasteil eigentlich entstanden? Diese Frage stellen uns unsere Kräuter- und Landschafts-Wanderungs-Gäste immer wieder und ich will versuchen, sie hier einmal zu beantworten.

Wir befinden uns hier in Buchbach geologisch auf einer Grauwacken-Zone, eine kleine Insel im Kalkalpen-Gebiet.
Hier im Bezirk Neunkirchen finden wir vier verschiedene geologische Bauelemente. Rax, Schneeberg, Gahns (an dessen Fuß wir uns genaugenommen befinden) und Hohe Wand gehören zu den Nördlichen Kalkalpen.
Die Grauwackenzone umfasst vor allem die Zone zwischen Gfieder, dem Silbersberg und dem Semmering. (Also auch das Ortsgebiet von Buchbach.)
Dann finden wir die sogenannte „Zentralzone„, dazu gehören Sonnwendstein, Otter, Wechsel und die Bucklige Welt.
Und nicht zu vergessen: das Inneralpine Wiener Becken (mit dem Bereichsteil zwischen Gloggnitz – Würflach – Steinfeld – Straßhof).

Wechsel und Bucklige Welt gehören zu den ältesten erdgeschichtlichen Teilen dieser Region. Sie stammen aus dem Präkambrium, sind also mindestens schon 4.000 Millionen Jahre alt. Hier findet man auch die Semmeringquarzite, die in Penk und Haßbach abgebaut werden.

Bei Vöstenhof, also gar nicht weit von hier, gibt es eine Kristallin-Insel mit Granatglimmerschiefern, Feldspatepidotamphibolit und Serpentin.

Die Gesteine der Nördlichen Kalkalpen sind im Mesozoikum enstanden. Sie sind also zwischen 250 und 65 Millionen Jahren alt. Man unterscheidet zwischen den Gutensteiner Kalken (die blau gefärbt sind und mit weißen Kalzitadern dursetzt), den Wettersteinkalken, der die Hochflächen von Schneeberg und Rax aufbaut (das ist heller Kalk) und dem grauen Dachsteinkalk. (Eine Besonderheit ist der rote Dachsteinkalk, der sogenannte „Hallstätterkalk“, den man auf der Hohen Wand finden kann.)

Vor etwa 24 Millionen Jahren sank das heutige Inneralpine Wiener Becken mit seinem südlichsten Punkt Gloggnitz längs zweier großer Brüche ab (das sind einerseits die Thermenlinie im Westen und die Leithalinie im Osten) und das Meer drang in das Becken ein. In der Folge wurden das Rosalien- und das Leithagebirge zu Inseln in einem warmen Meer. Vor etwa 5 Millionen Jahren begann dieses Meer zu verlanden. Gleichzeitig formte sich die Landschaft, wie wir sie heute kennen. In dieser Zeit brach auch der uns am nächsten liegende Vulkan, der Pauliberg bei Wiesmath, aus. Dieser Vulkan ist heute erloschen.

Es wurde allmählich kälter und die Schneegrenze sank auf ca. 1200 m. Langsam vergletscherten Rax und Schneeberg. Das geschah vor etwa 1,5 Millionen Jahren. Seit dem Ende der letzten Eiszeit sind nun ca. 12.000 Jahre vergangen. Ab diesem Zeitalter beginnt die „Geologische Gegenwart“.

Wandern wir nach Gasteil, so befinden wir uns vornehmlich noch in der Grauwackenzone, die mit dem Gfieder ihren östlichsten Ausläufer bildet. Die Grauwacke entstand im Paläozoikum, also vor ca. 540 – 240 Millionen Jahren.

Was ist Grauwacke?

Grauwacke ist ein Sedimentgestein mit hell- bis dunkelgrauen Farbschattierungen, in vielen Fällen sogar braungrau oder grünlich-grau. Grauwacke enthält eine große Anzahl verschiedenster Erze und diese zogen schon in frühesten Zeiten die Menschen an, waren es doch begehrte Rohstoffe.

Die Landschaft zwischen Semmering, Rax, Schneeberg, Gahns und der Buckligen Welt war daher schon früh geprägt von Bergbau und Holzverarbeitung. Es wurden hier nicht nur Kupfererze abgebaut, sondern u.a. auch Eisenerz, Silber (der Name „Silbersberg“ weist darauf hin), Siderit (das enthält ca. 33 % Eisenerz), Asbest und Pyrit. Damit in Verbindung wurden auch Quarze, Malachit, Hämatit und andere Mineralien gefunden.
Einige ehemalige Bergbaustätten können heute noch besichtigt werden, wie z.B. in Grillenberg oder in Enzenreith (hier gibt es ein Braunkohlebergwerk). Etwas schwieriger ist es, die teilweise überwachsenen kleinen Tagbau-Gewerke zu finden, wie sie in Gasteil, Prigglitz und Buchbach entstanden.

Kleine Erzlagerstätten ziehen sich entlang der Südabhänge von Schneealpe, Rax und Schneeberg bis an den Rand des Wiener Beckens zwischen Gloggnitz und Ternitz hin. Sie liegen alle in der „norischen Decke“ der Grauwackenzone. Die hier vorhandenen Gesteine entstanden vor rund 420 bis 395 Mio. Jahren, also im Paläozoikum (genauer im Silur – von 443 bis 416 Mio. Jahren und im Devon – von 416 – 359 Mio. Jahren). Das Klima war zu dieser Zeit relativ warm und wurde durch einen hohen Anteil an atmosphärischem Kohlendioxid beeinflusst (kommt Ihnen das bekannt vor??).
Grauwacke entstand vor allem durch Meeresablagerungen, aber auch durch vulkanische Gesteine und Karbonate.
Man erkennt diese Gesteine vor allem daran, dass sie eher plattig und geschiefert sind, aber dennoch mittel- bis feinkörnig.

Der Name „Grauwacke“ bezeichnet also das Bauelement der Ostalpen – zwischen den Nördlichen Kalkalpen, deren geologische Basis er ist – und den Zentralalpen im Süden. Die Gesteine der Grauwacke sind relativ weich und daher auch leicht verwitterbar. Darum entstehen hier besonders sanfte, rundliche Geländeformen, oft wald- und wiesenreich. Die daran anschließenden Kalkalpen bilden im Gegensatz dazu schroffe, hohe Felsmassive mit steilen Erosionsrinnen und Geröllfeldern.

Wie schon oben geschrieben, liegen viele unserer Bodenschätze in der Grauwacke verborgen. Vor allem Eisen- und Kupfererze, Magnesit, Graphit, Talk und viele andere mehr wurden hier gefunden. Der Bergbau im oberen Schwarza-Tal wurde bereits in der Bronzezeit (2300 – 750 v. Chr.) betrieben. Ab der mittleren Bronzezeit – so etwa 1600 v. Chr. – wurden hier vor allem Kupfererze geschürft. Durch archäologische Grabungen konnten sogenannte „Rennöfen“ nachgewiesen werden, in denen das Kupfererz gewonnen wurde.

In den Gräberfeldern von Pitten – auf der anderen Talseite der Schwarza – wurden Ziergegenstände und Schmuckstücke gefunden, die vermutlich aus dem Kupfer von Gasteil erzeugt wurden.